Emad A. aus Syrien, Bäckereifachverkäufer

Emad kommt aus Syrien, ist Bäckereifachverkäufer und seit 2018 in Deutschland. Jeden Tag fährt er mit seinem Auto zur Arbeit in der Bäckerei Körner im Hamburger Westen. „Ist bisschen schrottig, das Auto, aber es fährt.“

Zu dem Beruf hat ihn ein Orientierungskurs der Handwerkskammer gebracht. „Sie haben uns Maler und Lackierer gezeigt und Bäcker oder Verkäufer. Dann gab‘s aber direkt ein Angebot und das hab‘ ich gleich angenommen“. Das Angebot kam von der Bäckerei Körner, die hat Emad ausgebildet und nach der Gesellenprüfung übernommen. „Wir sind zu dritt in einer Schicht,“ schildert er seine Arbeit, „und es gibt drei verschiedene Bereiche. Einer arbeitet im Verkauf, der andere macht belegte Brötchen, der dritte macht hinten sauber, Bleche waschen und sowas.“ Jede und jeder muss alles können. „Ich kann alles,“ lacht Emad selbstbewusst – aber was macht er am liebsten? „Brötchen belegen! Unsere Brötchen sind berühmt, mit Käse oder mit Tomate-Mozarella.“ Die Vorliebe für den Brötchendienst hat noch einen Grund? Verlegenes Grinsen, „man muss da nicht immerzu mit den Kunden sprechen, das ist manchmal doch ein bisschen stressig. Du verstehst die Worte nicht immer und dann sagst du ja, ja, und ich habe Angst, mich zu blamieren.“  Zu Unrecht: Die Kundschaft schätzt den jungen Mann und die Chefin weiß, was sie an ihm hat. „Ein toller Typ, der Emad, der ist fleißig, der ist hilfsbereit. Und meine Verkäuferinnen arbeiten so gerne mit ihm zusammen, weil er so einen trockenen, netten Humor hat.“

Sabine Möller bildet oft und gern Azubis aus anderen Ländern aus. „Wir sind ein Familienunternehmen. Wer sich hier eingliedert und es nutzt wie eine Familie, der ist total gerne gesehen.“ Und dem steht die resolute Chefin auch sonst zur Seite, etwa wenn es darum geht, aus der Erstunterkunft rauszukommen. „Die Auszubildenden können nicht bei Fördern und Wohnen bleiben, denn wenn die da im Zweierzimmer wohnen, was ja üblich ist, und die müssen hier um fünf anfangen, aber die anderen schlafen bis morgens um zehn, dann funktioniert das einfach nicht.“ Die Geschäftsfrau fasst zusammen: „Ein Arbeitgeber muss sehen, dass die Leute sich bemühen. Wenn sie dann Fehler machen, ist das doch überhaupt nicht schlimm. Bei Emad haben wir gemerkt, der wollte. Und dann muss so einer bei uns Probe arbeiten. Wenn das in der Praxis funktioniert - das mit der Sprache lernen sie schon.“

Der 25-Jährige hat erkennbar gut Deutsch gelernt, „im Integrationskur B1, das ist das einfache Niveau und dann B2, die habe ich beide bestanden.“ B2 bedeutet von Amts wegen fließendes Sprachniveau und selbständige Sprachverwendung. Na bitte! Und wenn‘s nicht weitergeht, dann sind da die Kollegen. „Das war schon in der Ausbildung so und hat mir geholfen, die Sprache ziemlich gut zu sprechen.“ Das Arbeitsklima gefällt Emad, man grillt auch schon mal gemeinsam. Hat der junge Mann Hobbies? „Training im Fitness-Studio.“ Früher galt seine Leidenschaft einem richtigen Sport. „Ich habe früher überhaupt nur Fußball gespielt.“ Unversehens wird sein Tonfall ernst. „Ich habe überhaupt nicht gearbeitet. Aber als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich angefangen zu arbeiten und ein bisschen Verantwortung zu tragen, vorher nicht.“ Hat er einen Ratschlag für andere Neuankömmlinge? „Einen Schritt mehr nach vorne gehen und selbst aktiv sein. Es gibt vielleicht viele Möglichkeiten, die einer am Anfang nicht sieht, aber wenn er sucht und recherchiert, dann kriegt er das auch hin!“ So, wie Emad es hinbekommen hat, der sich für die Zukunft wünscht, „dass ich noch mehr Erfahrungen sammeln kann und lernen und was Neues erleben.“

Das Interview führte Sabine Rheinhold